Gut, ich war ja nie richtig „weg“, aber da gab es ein Mega-Projekt: mein erstes Buch, das ich nahezu „im Alleingang“ erstellt habe, das mich in Schach gehalten hat und dies noch immer tut!

Almas Küche

Du hast vollkommen richtig geraten! Es handelt sich natürlich um ein Kochbuch. Leider enthält es keine Thermomix-Rezepte… 😉 , dafür aber ein anderes interessantes Thema: Rezepte aus dem persönlichen Familienkochbuch Alma Mahler-Werfels.

Alma Mahler (1879 – 1964) war eine der berühmtesten sogenannten „Salonièren“ im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts. Witwe nach Gustav Mahler, Geliebte des Malers Oskar Kokoschka, Geschiedene Frau des Bauhaus-Begründers Walter Gropius, Lebensgefährtin und später Ehefrau des Schriftstellers und Dichters Franz Werfel. In ihrer Wohnung in der Innenstadt Wiens lud sie regelmässig in ihren „roten Salon“ zu musikalisch-literarischen Abenden. Dabei liest sich die Gästeliste wie ein „Who-is-who-Verzeichnis“ der künstlerischen und politischen Elite ihrer Zeit: Gerhart Hauptmann, Helene und Alban Berg, Béla Bartók, Alfredo Casella, Thomas Mann, Maurice Ravel, Arthur Schnitzler, Richard und Pauline Strauss, Igor Strawinsky, Viktor Adler, Kurt von Schuschnigg – um nur einige wenige Persönlichkeiten zu nennen. Da drängt sich eine Frage auf: was bietet man einer so illustren Gästeschar an??

Alma Mahler

Alma ist selbst wohl nie am Herd gestanden, man hatte damals „Dienstboten“. Ihre mährische Köchin Agnes Hwizd begleitete sie über viele Jahres ihres Lebens. Die gute alte Agnes hat sehr gut gekocht, aber angeblich die Zeit nicht immer ganz im Auge gehabt: so musste Alma ihre Gäste oft über eine Stunde mit Klavierspiel unterhalten – bis das Essen fertig war! Offensichtlich war es Alma wichtig, Rezepte aufzuschreiben und festzuhalten, darum hat sie schon zu Beginn ihrer Ehe mit dem Hofopern-Direktor, Dirigenten und Komponisten Gustav Mahler (sie war damals 20 Jahre alt) ein Kochbuch begonnen und darin eigenhändig eingetragen.

Kochbuch des Hauses Mahler-Werfel

Ich habe durch Zufall von der Existenz dieses Schatzes in der österreichischen Nationalbibliothek erfahren. Da es in nicht gerade gutem Zustand ist, musste erst entschieden werden ob ich es einsehen darf… ich hatte Glück! In vielen Stunden habe ich das Buch im Lesesaal der Handschriftensammlung transkribiert. Almas Schrift ist nicht immer leicht zu lesen, dazu haben auch andere Personen in deutscher Kurrentschrift Rezepte aufgeschrieben. Da bin ich schon einmal recht lange beim Entziffern der einen oder anderen Textpassage gesessen.

Almas Handschrift

Ich kann mir vorstellen, dass Du jetzt so gespannt auf den Inhalt bist, wie ich es damals war! Um es kurz zu machen: es handelt sich fast ausschließlich um Rezepte der guten alten Wiener Küche: Fleischknödel, gefüllte Paprika, Rindsschnitzel, Kohlrouladen und Karfiolauflauf,…. Darüber hinaus finden sich auch einige offensichtliche Kriegsrezepte in Almas Kochbuch, das sie mit dem Titel „Kochbuch aus dem Hause Mahler-Werfel“ betitelt hat. Die Mehrheit der ca.160 Rezepte ist aber „süßer Natur“, so wie das in Ur-Omas Kochbuch so gut wie immer der Fall ist. Warum? Zum einen liebte Alma Süßes (besonders Schokolade), zum anderen wusste man doch auswendig, wie man Gulasch oder einen Braten zubereitet! Bei Torten, Kuchen und Keksen (Bisquitroulade, Bischofbrot, Topfentorte, Linzertorte, Husarenkrapferl…) kommt es jedoch auf das genaue Abwiegen der Zutaten an – und wenn man eine bestimmte Torte nur hin und wieder zubereitet, dann ist es recht mühsam sich die Mengen zu merken.

Die Zubereitungshinweise fehlen fast gänzlich in Almas Sammlung, ich musste bei den Mehlspeisen oft anhand der Zutaten die Art des Teiges schätzen. Einzelne Rezepte habe ich bis zu 4 Mal zubereitet, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte. Tja, und kam noch das Fotografieren…

Hauptspeisen aus

Mehlspeisen aus

Zu jedem Rezept wurde notiert, von wem es stammt. Bei den meisten Rezepten findet man „Mami“ (Almas Mutter Anna Moll) zu lesen. Einige Rezepte hat Alma von „Justi“ (Justine Rosé, Almas Schwägerin und Schwester Gustav Mahlers) erhalten. Andere Rezepttitel geben „Gropius“ (Almas kurzzeitige Berliner Schwiegermutter), „Agnes“ (die Köchin), „Mimi“, „Susi“, „Lori“ oder „Henneberg“ an. Eine Detektivaufgabe herauszufinden, wer mit diesen Namen gemeint sein kann!

Almas Rezept-Quellen

Nun, das war meine Hauptbeschäftigung der letzten Monate. Die Arbeit ist zwar noch nicht ganz abgeschlossen, aber sie lässt mir (hoffentlich nun) etwas Zeit für andere Dinge, wie das Ausprobieren und Fotografieren von Thermomix-Rezepten. Beim Zubereiten von Almas Rezepten musste ich ja ohne den Thermi  auskommen! Aber keine Sorge, mein Thermomix war immer und ist weiterhin jeden Tag in Betrieb!

Liebe Leserin, lieber Leser, ich danke Dir sehr herzlich für Deine Geduld! Ich schwöre „Besserung“ und will den „Thermomaid-Blog“ nicht mehr so arg vernachlässigen! Also los! Worauf warten?!

Alles Liebe,

Claudia